TechStage | x86 oder ARM, schnelles LAN, flinke HDDs: Die perfekte NAS finden

Die flexibelste Art an ein zentrales Datenlager fürs heimische Netzwerk zu kommen, ist ein Netzwerkspeicher, kurz NAS. Das Kürzel steht für Network Attached Storage. Damit gemeint ist ein Mini-Server, der sich von jedem Netzwerk-Client aus ansteuern und über ein übersichtliches Browser-Bedienmenü einrichten sowie verwalten lässt.

Als zentrale Anlaufstelle im Netzwerk übernimmt das NAS-System Backup-Aufgaben, stellt Multimedia-Dienste und -Inhalte bereit, kann aber auf Wunsch gleichzeitig als Smart-Home-Zentrale zur Haussteuerung dienen. Die Einsatzszenarien sind vielseitig und hängen im Wesentlichen davon ab, wie viele Dienste sich als Zusatz-App aufs NAS aufspielen lassen.

Netzwerkspeicher sind kleine Rechner. Neben Prozessor und Arbeitsspeicher gehört die Festplatte zu den zentralen Komponenten. Deshalb definiert sich die NAS-Größe auch über die vorhandenen Festplatteneinschübe oder Bays. Los geht es mit NAS-Systemen, die Platz für ein Laufwerk bieten – 1-Bay-NAS. Wie immer bei NAS-Modellen finden sich zwei Varianten im Handel: Fertig bestückte Geräte, die inklusive einer HDD verkauft werden, und Leergehäuse. Bei Letzteren bleibt es dem Anwender überlassen, welche Festplatte ins Gehäuse kommen soll. Damit bestimmt er über die Höhe der Kapazität und den Typ des Laufwerks.

Grundsätzlich sind 1-Bay-NAS nur dann empfehlenswert, wenn sie als eines von mehreren Speichermedien zum Einsatz kommen. Der Grund: Da hier nur eine HDD vorhanden ist, ist die Gefahr von Datenverlust bei einem Festplattendefekt besonders hoch. Zur einzigen Festplatte kommen bei günstigen Einstiegs-NAS-Systemen weitere Nachteile, die sich an diesem Gerät gut zeigen lassen: So ist etwa der Arbeitsspeicher oft fest auf dem Mainboard verlötet und lässt sich nicht erweitern. Ein Upgrade und damit eine Beschleunigung des Geräts sind nicht möglich. Außerdem sind bei diesen Netzwerkspeichern wie auch beim Qnap-Beispiel die Schächte meist nicht von vorne erreichbar. Um die Festplatte einzubauen, muss zuerst das Gehäuse geöffnet werden. Das macht mehr Umstände und ist nicht jedermanns Sache.

Dafür sind die Geräte günstig. Einschacht-NAS-Systeme wie etwa das Qnap Turbo Station TS-130 kosten unter 100 Euro. Anders als USB-Festplatten muss man sie auch nicht von Rechner zu Rechner tragen – sie sind einfach für alle im LAN nutzbar.

Weitaus besser für den Heimgebrauch und das Homeoffice eignen sich NAS-Systeme mit zwei Schächten. Die Vorteile beginnen schon beim Schutz vor Ausfällen: Da zwei Festplatten im Gehäuse stecken, lassen sie sich im Raid-1-Verbund konfigurieren. Das bedeutet, dass alle Daten, die auf der einen Platte vorhanden sind, automatisch auf der zweiten gespiegelt vorliegen. Fällt nun ein Laufwerk wegen eines Hardwaredefekts aus, lässt es sich in aller Ruhe ersetzen, da der Gefahr des Datenverlusts effektiv vorgebeugt ist. Achtung, ein RAID ersetzt kein Backup, sondern soll gegen Hardware-Defekte schützen.

Die Auswahl an 2-Bay-NAS-Modellen ist ausgesprochen groß. Das bereits erwähnte Qnap-Einschacht-NAS gibt es auch mit zwei Schächten als Qnap Turbo Station TS-230 für gut 150 Euro. Der Preis kann derzeit als Richtwert genommen werden, soll es ein solides 2-Bay-Einstiegs-NAS sein. Neben Qnap bietet auch der zweite Platzhirsch Synology hier einige Modelle an – etwa die Synology Diskstation DS220j für gut 180 Euro. Bei beiden Geräten lassen sich die Festplatten nur einsetzen, wenn vorher das Gehäuse auseinander gebaut wurde. Gleichzeitig ist für diese NAS-Klasse typisch, dass nur ein Ethernet-LAN-Port vorhanden ist, der maximal Ein-Gigabit-Tempo (1GbE) bietet.

Für den Einsatz im Heimbereich eignen sich diese NAS-Beispiele jedoch in jedem Fall. Der Grund: Die Routinen zur Inbetriebnahme sind ausgereift und anwenderfreundlich. Auch bieten beide Modelle übersichtliche Browser-Bedienoberflächen (Dashboards), auf denen sich auch Netzwerk-Einsteiger schnell und gut zurechtfinden.

Die beiden 2-Bay-Einstiegs-NAS-Modelle Qnap TS-230 und Synology Diskstation DS220j haben noch eine Gemeinsamkeit, die für diese NAS-Klasse typisch ist: Im Inneren arbeiten ARM-Prozessoren (Advanced RISC Machine). Ihr größter Vorteil liegt im geringen Energiebedarf bei exakt auf den Einsatzzweck zugeschnittener Leistungsfähigkeit. Da der NAS-Hersteller nicht für Funktionen bezahlen muss, die er nicht benötigt, sind ARM-CPUs relativ günstig in der Anschaffung. Die Energieeffizienz sorgt gleichzeitig dafür, dass sich die Hitzeentwicklung der CPU in Grenzen hält, auch wenn das NAS-System im Dauerbetrieb läuft. Bei Netzwerkspeichern mit ARM-Architektur ist der Prozessor oft mit dem Mainboard verlötet. Ein Austausch ist daher nicht möglich.

Ab der NAS-Mittelklasse kommen vermehrt x86-CPUs zum Einsatz – meist Intel-Prozessoren der Celeron-Reihe. Sie sind in der Regel leistungsstärker und unterstützen mehr Software. Im Vergleich zu ARM-Systemen sind sie weniger energieeffizient. Sie lohnen sich, wenn NAS-Systeme neben klassischen Storage-Aufgaben auch für Überwachungszwecke, Virtualisierung oder andere Funktionserweiterungen eingesetzt werden sollen. Diese CPUs sind teurer in der Anschaffung, was sich im NAS-Anschaffungspreis niederschlägt.

Neben der CPU bestimmen RAM-Größe sowie weitere Ausstattungsfeatures den Preis fürs NAS-Leergehäuse. Ein gutes Mittelklasse-Zweischacht-NAS kostet im Moment etwa 250 Euro – ein Beispiel findet sich in der Synology Diskstation DS218 mit ARM-Architektur (Realtek-Quad-Core-CPU RTD1296) und 2 GByte RAM. Am Gehäuse findet sich neben USB-Ports nur ein Gigabit-LAN-Anschluss, auch ein RAM-Upgrade ist hier nicht möglich.

Wer bei der NAS-Anschaffung bereits künftige Wünsche im Auge hat, investiert derzeit rund 80 Euro mehr – etwa in das Leergehäuse Synology Diskstation DS220+ für rund 340 Euro mit Intel-Celeron-Dual-Core-CPU J4025, die mit 2,0 GHz taktet und per Boost-Funktion auf 2,9 GHz kommt. In dieser Klasse lässt sich der Arbeitsspeicher oft erweitern – bei der DS220+ von 2 GByte auf maximal 6 GByte. Außerdem finden sich zwei Gigabit-LAN-Schnittstellen am Gehäuse.

Besonders Hersteller Qnap erfüllt bei manchen NAS-Modellreihen individuelle Wünsche: So lässt sich etwa beim Modell Qnap Turbo Station TS-251D vorab entscheiden, welche RAM-Ausstattung es mitbringen soll. Die Auswahl reicht von 2 GByte (TS-251D-2G) für rund 290 Euro über 4 GByte (TS-251D-4G) für 320 Euro bis zur Maximalausstattung mit 8 GByte (TS-251-8G) für rund 420 Euro. Die NAS-Serie hat noch eine Besonderheit: Denn sie bringt einen PCIe-Slot mit, über den sich der Netzwerkspeicher beispielsweise per entsprechender Erweiterungskarte mit einer NVMe-SSD für ein schnelleres Datencaching oder zusätzlichen, flotteren USB-Anschlüssen versehen lässt. Um Kompatibilitätsprobleme zu vermeiden, rät der Hersteller zu hauseigenen PCIe-Erweiterungskarten. Dass sie nicht günstig sind, zeigt die SSD-Erweiterungskarte Qnap QM2 für gut 70 Euro.

In der NAS-Mittelklasse für zu Hause und das kleine Büro wächst die Modellvielfalt weiter an: Neben den 1GbE-Modellen finden sich immer mehr NAS-Leergehäuse, die die Geschwindigkeitsgrenze von einem Gigabit pro Sekunde hinter sich lassen. Dank Multi-Gigabit-Technik bringen sie Ethernet-Ports mit, die auf 2,5 Gigabit pro Sekunde ausgelegt sind – zu erkennen an den Bezeichnungen 2,5 GbE oder 2,5 Base-T.

Erreichen NAS-Systeme mit Gigabit-Ethernet-Schnittstelle im Datentransfer im Mittel gut 115 MB/s bei sequenziellen Schreib- und Lesevorgängen, kann sich der Datendurchsatz von 2,5 GbE-NAS somit gut verdoppeln. Allerdings muss eine Voraussetzung erfüllt sein: Um das zusätzliche Tempo zu realisieren, müssen alle beteiligten Geräte im Netzwerk 2,5-Gigabit-Geschwindigkeit unterstützen. Dazu ist oft zusätzliches Investment in einen geeigneten Multi-Gigabit-Switch und PC-Erweiterungskarten für 2,5-GbE-LAN-Anschlüsse nötig. An der Verkabelung ändert sich dagegen nichts, 2,5 GbE kommt mit den vorhandenen CAT5e-Kabeln zurecht.

Ein geeigneter 2,5-GbE-Netzwerkspeicher kostet im günstigsten Fall derzeit rund 170 Euro – etwa das Modell Asustor Drivestor 2 AS1102T. Ähnlich wie bei 1-GbE-Netzwerkspeichern für den Einstieg muss die vorhandene Ausstattung ausreichen, da sich der Arbeitsspeicher später nicht aufrüsten lässt. Hersteller Asustor gehört jedoch zu den Vorreitern von 2,5-GbE-NAS-Systemen und bietet bereits eine gute Auswahl an unterschiedlichen Modellen an. Die leistungsstarken Produktreihen finden sich unter den Bezeichnungen Nimbustor und Lockerstor. Sie bringen mehr Power mit und sind aufrüstbar, kosten jedoch entsprechend mehr, wie sich an der Asustor Nimbustor 2 AS5202T für derzeit rund 340 Euro zeigt.

Auch Hersteller Qnap hat 2,5-GbE-Netzwerkspeicher im Portfolio, steigt jedoch preislich höher als Asutor ein. Zu den günstigen Modellen zählt bei Qnap die Turbo Station TS-231P3-2G, für die derzeit etwa 275 Euro fällig werden. Das Zweischacht-NAS ist für den Übergang von 1 GbE auf 2,5 GbE gedacht und bringt dafür beide Schnittstellentypen mit. Synology wiederum wartet noch ab und hat momentan kein 2,5-GbE-NAS für zu Hause oder das kleine Büro im Programm.

Neben dem NAS-Leergehäuse gehören auch die passenden Festplatten zur Gesamtinvestition in den neuen Netzwerkspeicher. Empfehlenswert sind nach wie vor 3,5-Zoll-Magnetfestplatten, auch wenn sich vielfach die kleineren 2,5-Zoll-Laufwerke und entsprechende SSD-Pendants einsetzen lassen. Für die klassische Platte spricht, dass es sie in speziellen NAS-Versionen gibt. Sie sind auf den Dauerbetrieb ausgelegt und vertragen die Vibration von Nachbarlaufwerken. Die Hersteller WD (Western Digital), Toshiba und Seagate haben spezielle NAS-Laufwerksreihen, die als WD Red Plus, Toshiba NAS und Seagate Ironwolf zu finden sind. Welche HDD am besten zum ausgewählten Leergehäuse passt, verraten die Kompatibilitätslisten der Hersteller. Neben dem HDD-Modell finden sich auch Informationen zur maximal möglichen Kapazität.

Wie hoch die ideale Kapazität der einzelnen Platte sein soll, unterscheidet sich sehr von Fall zu Fall. Vielfach reichen 4- bis 6-Terabyte-Platten aus, um die Datenmengen mehrerer Rechner zentral aufzunehmen. Dafür ist mit etwa 90 Euro (4 TByte) bis 150 Euro (6 TByte) pro Platte zu rechnen. Da die Laufwerke im Dauereinsatz sind, ist ein Austausch nach einigen Jahren empfehlenswert, um Festplattenproblemen vorzubeugen. Das ist gleichzeitig eine gute Gelegenheit, bei Bedarf die Kapazität nach oben anzupassen.

Grundsätzlich ratsam sind Platten aus einer Serie mit identisch hoher Kapazität. Gemischte Zusammenstellungen können im Dauerbetrieb Probleme verursachen. Außerdem entscheidet die geringste Kapazität im Verbund oft über den maximal verfügbaren Speicherplatz. Sind etwa unterschiedlich große Platten über Raid 1 zusammengeschaltet, entscheidet der Speicherplatz der kleineren Platte über die verfügbare Gesamtkapazität. Der Grund: Es handelt sich hier um eine 1:1-Spiegelung des Datenbestandes. Der restliche Speicherplatz der größeren Platte spielt dafür keine Rolle und ist letztlich verschenkt. Mehr Informationen liefern wir im Vergleich: Die beste Festplatte fürs NAS von 4 bis 12 TByte.

Anwender mit einer Gigabit-Netzwerk-Infrastruktur werden mit einem 1-GbE-NAS-System auch weiterhin völlig zufrieden sein. Sie sollten sich jedoch vor dem Kauf über die benötigten Einsatzszenarien im Klaren sein. Soll das NAS neben klassischen Aufgaben als Datenlager auch Filme in UHD streamen, muss, die Grundkonfiguration dazu passen. Auch Tätigkeiten wie Hardware-Verschlüsselung setzen potentere Komponenten voraus, die mehr kosten.

Das kann dann den Kauf eines 2,5-GbE-NAS rechtfertigen, da diese Leergehäuse mehrheitlich für den anspruchsvollen Gebrauch gedacht sind. Auch perspektivisch spricht wenig gegen ein 2,5-GbE-NAS. Immerhin bringen schon jetzt immer mehr Router und Rechner die Multi-Gigabit-LAN-Schnittstelle mit.